Lea Lutz 15.05.2019 9 min read

Datenhaltung in der Schweiz im öffentlichen Sektor

Marco Ruh von Netrics unterhielt sich mit Michel Jaggi vom regionalen Informatik Zentrum RIZ AG über den Weg das Rechenzentrum nicht mehr selbst zu betreiben, sondern als Service zu beziehen. Die RIZ AG ist eine unabhängige ICT-Dienstleisterin primär für Gemeinden, öffentliche Betriebe und soziale Institutionen. Sie entstand 1995 aus der ehemaligen Informatikabteilung der Stadt Wetzikon.

 marco_ruh_und_michel_jaggiMarco Ruh, Netrics im Gespräch mit Michel Jaggi, Bereichsleiter System Operation und Mitglied der Geschäftsleitung beim Regionalen Informatik Zentrum RIZ AG.

Ihr hattet ein eigenes Rechenzentrum bei Euch im Keller. Wieso habt Ihr entschieden auf einen externen Anbieter zu setzen?

Genau, wir betrieben zwei redundante Rechenzentren in Wetzikon. Allerdings hatten wir einen hohen Investitionsbedarf. Wir hätten mehrere Hunderttausend Franken für den weiteren Ausbau in die Hand nehmen müssen. An diesem Punkt trafen wir die strategische Entscheidung, dass wir ein Service Provider und nicht ein Facility Betreiber sind. Wir möchten uns primär auf die Entwicklung von Workplace Services konzentrieren und nicht auf die Bereitstellung von Notstrom-, Brandmelde- und Sicherheitsanlagen.

Wie habt Ihr den Anbieter evaluiert und wieso habt Ihr Euch für Netrics entschieden?

Wir hatten sieben Colocation Anbieter im Raum Zürich in die Evaluation aufgenommen. Im Vorfeld haben wir unsere Kriterien festgelegt. Spannend war, dass preislich keine allzu grossen Unterschiede bestanden haben. Die Anbieter unterschieden sich hauptsächlich beim Angebot von georedundanten Standorten und im Anfahrtsweg für uns. Einige waren inmitten der Stadt Zürich – das war suboptimal für uns. Für Netrics haben wir uns hauptsächlich entschieden, weil ihr nebst dem klassischen Colocation oder Housing auch stark im Aufbau und Betreiben von hybriden Plattformen seid. Ihr habt ja bereits eine Weile eine Azure Pack Installation und zudem ist Interxion über die Interconnects mit dem Azure Rechenzentrum von Microsoft verbunden. Dies ermöglicht uns jetzt unseren Next Cloud Workplace zusammen mit Netrics aufzubauen.

Was ist Euer nächster Schritt?

Wir möchten unseren Kunden bei gleichbleibender Standardisierung einen noch modulareren Workplace anbieten können. Wir haben da einen Auto-Konfigurator im Kopf, wo Sie das Modell, die Motorisierung, verschiedene Optionen und am Schluss noch die Finanzierung auswählen können. Der Kunde soll schlussendlich auch wählen können, ob sein Workplace in unserer RIZ Private Cloud oder in der Microsoft Public Cloud laufen soll. Um die hohe Standardisierung beibehalten zu können, ist dazu eine hybride Cloud Plattform mit den genau gleich eingesetzten Produkten in beiden Cloud Bereichen notwendig.

Was war der ausschlaggebende Punkt, Euch in diese Richtung zu entwickeln?

Ein grosser Treiber sind sicherlich die angekündigten Rechenzentren von Microsoft in der Schweiz. Gerade für unsere Kunden im öffentlichen Sektor ist die Datenhaltung in der Schweiz von zentraler Bedeutung. Wenn ich da an die Entwicklung von Office/Office 365 denke, wird dieser Punkt immer wichtiger. Für uns als Service Provider sind auch die kognitiven Services von Microsoft sehr interessant. So können heute predictive Monitoring System mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI/AI) frühzeitige Prognosen von System- oder Service-Ausfällen machen.

Was sind die Herausforderungen bis jetzt?

Das Projekt wurde Ende 2019 von unserer Geschäftsleitung genehmigt. Seit dann sind wir daran, unsere Ideen und Anforderungen in einem Pflichtenheft zu spezifizieren. Eine grosse Herausforderung war sicherlich zu verstehen, was in Microsoft Azure und mit Office 365 überhaupt technisch alles möglich ist und wie die beiden Cloud Plattformen zusammenhängen. Dies war sogar für unsere System Engineers nicht ganz einfach.

Eine weitere grosse Herausforderung ist das geeignete Lizenzmodell zu finden. Gerade beim Einsatz von hybriden Modellen gibt es nicht das eine Lizenzmodell. Vermutlich werden wir verschiedene Modelle wie beispielsweise SPLA, CSP und Select kombinieren müssen. Hier empfehle ich frühzeitig mit dem Lizenz-Partner seine Ideen zu besprechen. Ansonsten kann es sein, dass das fixfertige technische Konzept lizenztechnisch nicht umsetzbar wird.

Der letzte Punkt ist eher kulturell bedingt. Nicht alle System Engineers finden die Auslagerung von Diensten in die Cloud toll. Vermutlich liegen hier Ängste von Kontrollverlust dahinter. Hier gilt es, meiner Meinung nach, die Teams frühzeitig ins Projekt zu involvieren, damit diese Ängste abgebaut werden können und die betroffenen Personen sehen, dass Azure keine Arbeit weg nimmt. Die Aufgaben werden lediglich verlagert.

In welchen Bereichen unterstützt euch Netrics dabei?

Uns fehlt aktuell ganz einfach das Know-how dafür. Natürlich könnten wir unsere Spezialisten an Azure Schulungen schicken, damit sie sich das nötige Wissen aneignen können. Aber die Zusammenarbeit mit Netrics bewahrt uns (hoffentlich) vor den grössten Stolpersteinen. Gerade der Grund-Setup von Azure ist für uns zentral, da wir die Verrechnung der Workplace Services auf Mandanten Basis und möglichst transparent für unsere Kunden gestalten möchten. Mit einem starken Partner, der dies schon mehrere Male durchgeführt hat, kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Zudem bietet Netrics auch weitere Services wie beispielsweise SharePoint Services an – auch in diesem Bereich können wir in diesem Projekt profitieren.

Besten Dank für das Interview.

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