Enrico Goldhahn 02.09.2017 10 min read

Software Lizenzierung für Cloud Provider

SPLA, CSP und vCAN - Der Teufel steckt im Detail!

Cloud Dienstleistungen sind populär. Gemäss einer Studie der „Experton Group“ wird im „Cloud Vendor Benchmark 2014“ ein jährliches Wachstum von 33% vorausgesagt. Der Löwenanteil des Wachstums wird mit knapp 80% wohl im Bereich SaaS Cloud (Software-as-a-Service) liegen. Neben modernen, automatisierten und stets verfügbaren Strukturen stellen die Cloud Provider daher oft auch Software ihren Kunden zur Verfügung. Als Service Provider ist man jedoch darauf bedacht, so wenig wie möglich im Voraus zu investieren und immer nur das zu bezahlen was auch benötigt wird – ganz Cloud eben. Daher kommt ein moderner Provider um die Partnermodelle der grossen Anbieter wie Microsoft, vmware oder Citrix nicht herum. Diese Provider Lizenzmodelle suggerieren anfänglich ein einfaches Bereitstellen der Software auf Mietbasis – doch so einfach ist es nicht, denn der Teufel steckt im Detail.

MICROSOFT SPLA

Fangen wir doch gleich mit den bei Providern beliebten SPLA Programm an. Dieses Partnermodel ermöglicht Cloud Anbietern ihre angebotenen Server zusätzlich mit Microsoft Produkte auszustatten. Auf Mietbasis werden dann Betriebssystem, Exchange, Sharepoint, SQL Datenbanken und andere Produkte dem Endkunden angeboten. Doch die Lizenzierung dieses vermeintlich einfachen SPLA Models hat es in sich. Daher kommt es oft vor, dass Anbieter nicht korrekt lizenzieren.

SQL CORE LIZENZIERUNG & LICENCE MOBILITY

Die SQL Lizenz wird beispielsweise nach Anzahl zugewiesener Cores lizenziert. Der monatliche Preis wird gemäss Preisliste in zwei Core Lizenzpaketen angeboten. Allerdings muss die Erstlizenzierung des DB Servers mit min. 4 Cores erfolgen. Jedoch erfährt man hiervon erst nach aufmerksamen studieren des knapp 100 Seiten langen SPLA SPUR Dokuments (Services Provider Use Rights), welches immer wieder durch Microsoft angepasst und geändert wird. Was man jedoch nicht in diesem SPUR Dokument herauslesen kann ist die Tatsache, dass der Endkunde die Lizenz für seinen DB Server auch mitbringen kann falls bereits eine Lizenz vorhanden ist. ABER ACHTUNG: dies geht auch nur dann, wenn ein gültiger Software Assurance Vertrag für diese Lizenz vorhanden ist. Dieses Verfahren nennt Microsoft „Licence Mobility“ und gilt für die gängigsten Produkte von Microsoft.

SQL WEB- & STANDARD EDITION

MS SQL gibt es in verschiedenen SPLA Varianten. So wählt man z.B. zwischen einer günstigen SQL WebEdtion, welche nur für das Bereitstellen von Anwendungen wie Web verwendet werden darf, und teureren SQL Standard und Enterprise Lizenzen. Oft verwenden Service Provider aus preisgründen jedoch ausschliesslich die WebEdition. Für den Betrieb einer Business Applikation wie z.B. ERP oder CRM ist die WebEdtion jedoch nicht erlaubt.

Verwirrung stiftet auch die Lizenzierung des Betriebssystems. Stellt ein Service Provider den Server als virtuelle Instanz zur Verfügung muss das OS mittels SPLA lizenziert werden. Installiert der Endkunde seine bereits vorhandene OS Lizenz auf dem gemieteten Server, so verhält sich dieser, und auch der Service Provider, sträflich gegenüber dem Microsoft Lizenzrecht. Verwirrung gibt es deshalb, da also Datenbank Lizenzen unter Umständen mitgebracht werden dürfen - jedoch die grundlegende OS Lizenz wiederum nicht.

VMWARE

Als Infrastructure-as-a-Service (IaaS) Provider befindet man in einem hart umkämpften Markt. Viele Anbieter versuchen ihre teuer aufgebauten Cloud Plattformen zu füllen und sind auch hier oft bereit gewissen Risiken hinsichtlich der Lizenzierung einzugehen. Gerade klassische IT-Integratoren, welche ihre Lösungen oft beim Kunden vor Ort installieren und mit Support Verträgen versehen, machen es dem klassischen Service Provider mit dem Programm vCAN (ehemals VSPP) nicht leicht. Grund hierfür ist die Preisgestaltung der Kauflizenzen, welche grösstenteils nach CPU Lizenziert werden. Gehört die Hardware dem Endkunden darf dieser nämlich entsprechende Lizenzen kaufen, installieren und in seinen Geschäftsbüchern abschreiben. Der Service Provider hingegen muss nach genutzten bzw. allokierten RAM bezahlen. Dies führt nicht selten dazu, dass über eine längere Laufzeit die Hypervisor Gebühren teurer sein können als Kauflizenzen. Hierbei besteht nicht einmal die Chance für Provider mit den Kauflizenzen mithalten zu können. Grund hierfür ist, dass bei gehosteten Infrastrukturen – also bei klassischen Cloud Shared Services – keine Kauflizenzen eingesetzt werden dürfen. Vermietet ein Service Provider einen physischen Host an einen Kunden, und gewährt diesem Zugang zum vmware vCenter zwecks der Administration und Self Services, bestehen genau zwei Möglichkeiten: entweder das komplette physische RAM * vmware Punkte muss als „flat“ Model vom Kunde bezahlt werden; oder der Service Provider versucht dem Endkunden die komplizierte vRAM Abrechnungsformel zu erklären, damit der Hypervisor nach Gebrauch mittels vmware usagemeter tool bezahlt werden kann.

BEISPIEL EINER VRAM USAGE BERECHNUNG

Die Verrechnung erfolgt nach einem monatlichen Punktesystem in Abhängigkeit der Anzahl Tage bzw. Monats-Stunden eines Kalendermonats. Nachfolgende finden Sie ein Beispiel zur Berechnung der vmware Gebühren für den Verbraucher anhand eines Monats mit 31 Tagen.

28-Tage Monat = 672 Stunden
29-Tage Monat = 696 Stunden
30-Tage Monat = 720 Stunden
31-Tage Monat = 744 Stunden

Die Formel zur Berechnung lautet: Netto Punkte = (vGB hours * Punkte) / Stunden im Monate

Kalkulation von vGB hours           z.B. 100 GB RAM * 31 Tage * 24h = 74'400 vGB/h
Kalkulation VMware Punkte        74'400 vGB/h * Anzahl Punkte gemäss vCAN ./. 744h = 500 Punkte
Kalkulatorische Kosten                 500 Punkte * Verkaufspreise pro GB

Fazit: Ob das ein Endkunde genau versteht ist unklar. Somit nehmen viele Service Provider den Weg mit Kauflizenzen, da diese leichter und verständlicher zu kalkulieren sind. Egal ob erlaubt oder nicht. Allerdings schalten diese Provider die Anbieter mit korrekter Lizenzierung preislich aus.

CITRIX

Die Firma Citrix macht es sich – trotz amerikanischen Wurzeln - relativ einfach. Das wiederum gefällt Endkunden wie auch dem Service Provider. Ein aufwändiges und ständiges Wechseln des Lizenz- oder Partnermodels sucht man hier vergeblich. Egal ob XenApp, XenDesktop, Netscaler oder andere – es spielt keine Rolle ob diese auf shared Strukturen oder dedizerter Hardware läuft. Es ist auch egal ob der Kunde die Lizenz zum Service Provider mit bringt oder ob der Service Provider diese auf Miet- oder Kaufbasis zur Verfügung stellt. Hosted Desktop und Application Services sind daher mittels Citrix sehr einfach und klar strukturiert zu lizenzieren.

Ganz nach dem Motto: „Hauptsache Citrix“!