Neulich sass ich bei netrics nach einer Besprechung noch lange mit Kollegen und Kolleginnen zusammen. Im Meeting ging es um unser Angebot an Schutzmassnahmen für Cloud Computing, wie Virenschutz, E-Mail Verschlüsselung, Schutz vor DDoS-Angriffen etc. Wir waren begeistert, wie wirksam Abwehrprogramme mittlerweile sind und wie gut sich Unternehmen und Mitarbeitende vor den Gefahren aus dem Internet schützen können. Doch dann erzählte ein Kollege von einem schlimmen Fall von Cybermobbing an der Schule seines Sohnes – und eine emotionale Debatte entbrannte.
Denn uns wurde klar, dass wir Erwachsene für latente Gefahren sensibilisiert sind und uns daher um die Sicherheit unserer Kinder sorgen machen, wenn sie sich im Internet bewegen. Gutgläubigkeit, Begeisterung, viele reizvolle Angebote – und nicht zuletzt auch oft der Druck der „Peer Group“ zum Mitmachen, lassen für Vorsicht und Zweifel wenig Raum und sicher surfen wird zum Wunschdenken.
Doch die Gefahren sind ganz klar gegeben und es ist unsere Pflicht, junge Menschen davor zu schützen und ihnen im Ernstfall zu helfen. Als Eltern und Verwandte ist es uns von netrics eine Herzensangelegenheit, etwas dazu beizutragen.
Was tun, um Kinder und Jugendliche über Gefahren im Internet aufzuklären und zu sensibilisieren? Und was tun, wenn sie zum Opfer werden?
Wir haben für die häufigsten Gefahren wichtige Tipps und Hinweise sorgfältig recherchiert und zusammengestellt. Links zu weiteren hilfreichen Infos rund um sicher surfen finden Sie am Ende des Artikels.
Kennen Sie Cyberbullying, Cybermobbing, Cyberstalking, Cybergrooming, Fake?
Diese „spacigen“ Begriffe für Internetkriminalität sind den meisten Jugendlichen gut bekannt – das haben sie uns Erwachsenen sogar voraus – doch solange die Erfahrung damit fehlt, bleiben sie abstrakt und scheinbar ungefährlich. Und wenn junge Nutzer zu Opfern werden, wird dies oft aus Scham oder dem Gefühl der Hilflosigkeit verschwiegen.
Cyberbullying und Cybermobbing: von Schikane bis Erpressung
Cyberbullying ist vergleichbar mit Cybermobbing (auch Internet-Mobbing, E-Mobbing genannt), die Begriffe werden häufig synonym verwendet. Cyberbullying beinhaltet im Vergleich zu Cybermobbing auch die Androhung physischer und psychischer Gewalt und richtet sich vor allem gegen Mitschüler und Lehrer. Cyberbullying wird auch als eine Form des Cyberstalkings gesehen, rechtlich wird es als Ehrverletzung gewertet.
Bei diesen Formen von Cyberattacken werden Personen im Internet, in Communities, Chats oder über E-Mail und Handy über längere Zeit hinweg systematisch belästigt. Durch Falschinformationen, Veröffentlichung kompromittierender oder denunzierender Inhalte, wie peinliche oder veränderte Fotos, Beleidigungen, Beschimpfungen, Drohungen oder gar Erpressung. Plattformen dafür bieten nicht nur Facebook und Co., sondern auch Schülerprotale, Foto- und Videoportale.
Laut einer aktuellen Studie ist jeder fünfte Jugendliche von Cybermobbing betroffen. Die Inhalte können ein Eigenleben entwickeln und immer weiterverschickt und verteilet werden. Das kann beim Opfer schwerwiegende psychosoziale Folgen auslösen und sich negativ auf den beruflichen Werdegang auswirken.
Gegen Cyberbullying und Cybermobbing kann Anzeige erstattet werden, der Täter wird dann meist gefunden, denn im Internet lässt sich fast alles zurückverfolgen. Opfer sind also nicht völlig machtlos.
Tipps für Erwachsene: Eltern, Lehrer, Pädagogen, Vertrauenspersonen
- Werden Sie aktiv: Wenn Sie den Verdacht haben, ein Kind könnte von Cyberbullying betroffen sein, warten Sie nicht lange und versuchen Sie im Gespräch behutsam herauszufinden, ob Handlungsbedarf besteht.
- Sichern Sie Beweismaterial in Form von Screenshots von Posts, Unterhaltungen, Nachrichten und Bildern. Vorsicht bei illegalen Inhalten wie harter Pornografie oder Gewaltdarstellungen: In diesem Fall nichts abspeichern, ansonsten machen Sie sich selbst strafbar.
- Gehen Sie zur Polizei und erstatten Anzeige. Oder informieren Sie das Lehrpersonal, das dann die richtige Fachstelle einschalten kann
- Sprechen Sie nicht zuvor selbst mit dem Täter oder dessen Eltern
- Melden Sie den Vorfall den Seitenbetreibern, wenn diese einen Link zur Meldung von Missbrauch anbieten. Der gegen das Opfer gerichtete Inhalt kann dann gelöscht werden.
- Bleiben Sie informiert: Nicht zuletzt sollten Sie als Erwachsener über die technischen Neuerungen unserer digitalen Kommunikationsinstrumente Bescheid wissen. So können Sie Gefahren richtig einschätzen.
Tipps und Ratschläge für Kinder und Jugendliche
Prävention – So kannst du dazu beitragen, Cyberbullying zu verhindern
- Schütze deine Privatsphäre: Geh sorgfältig mit Angaben zu deiner eigenen Person, Informationen und Bilder um, überlege dir genau, was du ins Internet (in sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter etc., in Blogs oder Diskussionsforen) stellst. Denn viele Informationen bedeuten eine grosse Angriffsfläche.
- Prüfe deine Einstellungen auf den Plattformen und passe sie an. Du musst selbst dafür sorgen, dass nicht alles von dir öffentlich im Internet verfügbar ist.
- Akzeptiere nur reale Freunde als Freunde auf Social Media
- Blockieren und ignorieren: Wähle nur Angebote, bei denen du unerwünschte Kontakte ignorieren und blockieren kannst
- Schaue nach, welche Infos von dir im Netz auftauchen, indem du deinen Namen und E-Mail-Adresse in Google eingibst.
- Vorsicht mit Fotos: Denke immer daran: Fotos und Infos von dir können verfremdet und weiterverbreitet werden, ohne dass du eine Kontrolle darüber hast!
- Sichere Online-Accounts mit sicheren Passwörtern und verrate sie niemandem, auch nicht dem besten Freund. Denn sonst kann es passieren, dass jemand in deinem Namen Unsinn anstellt und andere mobbt.
- Ändere dein Passwort regelmässig, falls nötig auch Nickname, E-Mail-Adresse oder Telefonnummer wechseln
Wenn du zum Opfer wirst
- Antworte nicht auf Nachrichten, die dich belästigen oder nerven und sperre die, die dich belästigen
- Reagiere nicht auf Attacken in Communities, Chats oder übers Handy. Denn eine Reaktion gibt dem Täter den Anreiz, weiterzumachen. Wenn du Angriffe ignorierst, verliert der Angreifer meist das Interesse.
- Melde Missbauch: Wenn der Betreiber der Website, über die du belästigt wirst, eine Möglichkeit anbietet, Missbrauch zu melden (meist als Link oder Button auf der Seite), kannst du dich auch direkt an den Betreiber wenden. Manchmal können die belästigenden Inhalte gelöscht werden.
- Stelle Beweise sicher und lass dir von einem Erwachsenen dabei helfen: Wenn du über eine längere Zeitspanne attackiert wirst, musst du reagieren. Sammle alle Informationen der Angriffe und mache Kopien oder Screenshots von unangenehmen Nachrichten, Bildern oder Chats. Dies kann später zu Beweiszwecken verwendet werden.
- Sprich über die Vorfälle und Probleme! Nimm Belästigungen jeglicher Art nicht einfach hin. Rede mit einer Vertrauensperson darüber. Dann könnt ihr entscheiden, ob ihr Anzeige bei der Polizei erstattet. In schlimmen Fällen kann die Polizei über Mobilfunkanbieter und Provider die Identität des Täters ermitteln.
Wenn du Opfer oder Täter kennst
Hör nicht weg. Du bist kein Opfer, weisst aber von solchen Angriffen auf eine andere Person? Dann versetze dich in das wehrlose Opfer hinein. Würdest du nicht auch wollen, dass dir jemand hilft? Wenn es in deinem Bekannten- oder Freundeskreis passiert, versuche, die Täter davon zu überzeugen, von den feigen Angriffen abzulassen. Wenn das nicht möglich ist, informiere deine Eltern oder Lehrer. Damit zeigst du Mut und Zivilcourage!
Cybergrooming: Gefährliche Bekanntschaften im Web
Unter Cybergrooming versteht man die gezielte sexuelle Belästigung von Kindern und Jugendlichen im Internet. Das Vorgehen ist perfide. Zunächst wird das Vertrauen der Opfer gesucht, um es dann bewusst auszunutzen. Um dies zu erreichen treten die Täter meist als Fake im Internet auf – sie machen in Chats falsche Angaben zu Alter, Geschlecht und Interessen. Das hoch kriminelle Ziel: die Anfertigung kinderpornografischer Fotografien oder sexueller Missbrauch.
Tipps für Erwachsene: Eltern, Lehrer, Pädagogen, Vertrauenspersonen
Wenn Sie die Anbahnung sexuell motivierter Kontakte zu Kindern und Jugendlichen über das Internet oder Fälle sexueller Belästigung feststellen – oder den Verdacht haben –, dann sicher Sie die Chatprotokolle, E-Mails und Dialoge und gehen Sie so schnell wie möglich zur Polizei.
Tipps und Ratschläge für Kinder und Jugendliche
- Gib niemals persönliche Informationen preis, wie Name, Alter oder Geburtsdatum, Adresse, Telefonnummer etc.! Verwende deinen richtigen Namen auch nicht in deinem Nickname.
- Nutze den Link oder Button „Missbrauch melden“, um den User, der dich belästigt, beim Betreiber der betreffenden Seite zu melden
- Triff dich niemals mit Unbekannten aus einem Chat
- Wende dich sofort an eine Vertrauensperson, wenn du mit Bildern oder Filmen mit sexuellen Inhalten belästigt wirst. Auch wenn du dir nicht sicher bist, geh auf Nummer sicher und zeige sie einem vertrauten Erwachsenen.
- Zögere nicht, User zu blockieren, die damit beginnen, dich zu nerven oder zu belästigen
Sicher surfen: 10 wichtige Regeln für Kinder und Jugendliche für den Umgang mit dem Internet
Unabhängig von einer bestimmten Bedrohung können Sie jungen Menschen folgende Tipps ans Herz legen, um sich vor unterschiedlichen Gefahren im Internet und deren Folgen zu schützen.
- Wenige persönliche Daten weitergeben
Sind Informationen und Bilder erst mal im Internet, lassen sie sich nur schwer wieder entfernen, auch wenn du die Ursprungsdaten löschst.
- Sich nicht mit Internetbekanntschaften treffen
Denn du kannst nie sicher sein, wer die Person wirklich ist.
- Fair sein und für andere eintreten
Wenn du mitbekommst, dass jemand im Internet gemobbt wird, fasse den Mut und finde Wege, das Opfer zu unterstützen. Wende dich gegebenenfalls falls an eine erwachsene Vertrauensperson
- E-Mails von Fremden mit unbekanntem Inhalt nicht öffnen
Lösche sie am besten sofort. Solche Spam-Mails können Viren beinalten, die deinen Computer beschädigen oder persönliche und vertrauliche Daten ausspionieren, oder zum Kauf eines Produktes verleiten mit unerwünschten Folgekosten
- Die richtigen Schutzprogramme installieren
Rechenschafts-, Filter- und Virenschutzprogramme machen das Surfen sicherer
- Misstrauen gegenüber Behauptungen aus dem Internet
Was im Internet steht muss noch lange nicht wahr sein. Jeder kann Texte ins Web stellen. Prüfe die Aktualität der Website und frage dich, welche Absichten der Autor hat.
- Äusserste Vorsicht bei „kostenlosen“ Angeboten
Dahinter stecken oft Abo-Verpflichtungen oder versteckte Preise, die im Kleingedruckten vertuscht werden. Lies immer alles erst durch, bevor du etwas herunterlädst oder dich irgendwo anmeldest, auch wenn es nervig ist.
- Fotos nur mit Erlaubnis veröffentlichen
Zum Schutz der Privatsphäre dürfen Fotos und Videos, auf denen andere zu sehen sind, nur mit deren Einverständnis ins Web gestellt werden. Ähnlich ist es bei etwa bei Musikstücken, Filmen, Texten und Grafiken von anderen, ein Verstoss kann richtig teuer werden.
- Kostenloser Download von Musik und Filmen ist illegal
Der Besitz von unrechtmässig erworbener Musik, Filmen etc. kann strafbar sein. Sie also misstrauisch, wenn du auf kostenlose Angebote stösst und lass am besten die Finger davon.
- Chats bewusst nutzen
Halte dich beim Chatten an folgende Regeln:
Mit Fremden nicht gleich flüstern oder keine persönlichen Daten (Skype- oder Handynummer etc.) weitergeben Alarmstufe rot bei persönlichen und intimen Fragen, halte dich davon fern!
Bei (sexuellen) Belästigungen solltest du sofort mit einem Erwachsenen sprechen und gegebenenfalls Anzeige erstatten